Paritätsverletzung beim beta-Zerfall

Aus PhysikWiki
Version vom 29. August 2011, 09:38 Uhr von Schubotz (Diskussion | Beiträge) (Helizitätsmessung)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Abfrage enthält eine leere Bedingung.



Paritätstransformation P: rr


Skalarprodukte:

  • Skalar
(pol. V , pol. V) --> + ( , ) 
(ax. V  , ax. V ) --> + ( , )
  • Pseudoskalar
(pol. V , ax. V ) --> - ( , )

Bei Paritätserhaltung (starke WW, elektromagn. WW) müssen die exp. Ergebnisse nach der Paritätsoperation die gleichen sein und somit pseudoskalare Größen identisch verschwinden. Falls pseudoskalare Größen 0 --> Parität verletzt.

Pseudoskalare aus den Meßgrößen des ß-Zerfalls:

pe,σe,pν,σnu,IKern

(peI)
Winkel verteilung von Elektronen gegenüber ausgerichteten Kernen
(peσe),(pνσν)
longitudinale Polarisation (Helizität) der Elektronen bzw. Neutrinos

Wu-Experiment

Erstes Experiment zur Paritätsverletzung: Winkelverteilung der Elektronen gegenüber ausgerichteten 60Co-Kernen [1](theoretischer Anstoß von Lee und Young aus dem Zwei- bzw. Drei-Pionenzerfall der Kaonen)

Intensitätsmessung der emittierten Elektronen mit festem Impuls pe bei 1 und 2 äquivalent Kernspinumkehr und Messung bei 1.
ANMERKUNG Schubotz: Spin kann mit Magnetfeld umgedreht werden ohne die Appertaur drehen zu müssen

Exp. Schwierigkeit: Kernspinausrichtung

Ausrichtende Wirkung (μIB)μKB,μK=5×1027J/T

Dagegen wirkt die thermische Energie kT, k=1,4×1023J/T

z. B. I=12,12


Magnetfeld B, Festkörper mit Temperatur T


Bedingung für (teilweise) Ausrichtung μKBkT

Experimentell erreichbar bei

B10100T durch innere Magnetfelder paramagnetischer Ionen
T102K durch adiabatische Demagnetisierung.
Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Die Miniaturansicht konnte nicht am vorgesehenen Ort gespeichert werden
Wu-Experiment
  1. Probe mit flüssigem He abkühlen,
  2. horizontales Magnetfeld B1 T anlegen und
  3. Orientierungswärme durch He-Sieden abführen. Danach
  4. He abpumpen und B langsam abschalten.

Adiabatische Demagnetisierung ergibt Abkühlung auf ca. 102 K. Kleines vertikales Magnetfeld mit B102 T reicht zur Ausrichtung der Co-Hülle (wegen anisotropem g-Faktor bewirkt das Ausrichtungsfeld nur eine sehr kleine Erwärmung),diese wirkt mit B10100 T auf ihren Kern und richtet ihn aus.

--> ß zählen und das gleiche mit umgepoltem vertikalem Ausrichtungsfeld wiederholen.

Wegen der Erwärmung der Probe hatte man ca. 10 Min. Zeit. Die zeitliche Abhängigkeit der Ausrichtung durch die Erwärmung wurde durch die 0° - 90° Asymmetrie der 1,13 MeV bzw. 1,33 MeV γ in den γ-Zählern gemessen.

Ergebnis: Es wurden mehr ß entgegengesetzt zur Richtung des Kernspins I als in Richtung von I emittiert. (Unterschied zur Isotropie ca. 30%). Das bedeutet, daß die Elektronenspins bevorzugt antiparallel zur Flugrichtung stehen.


Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Die Miniaturansicht konnte nicht am vorgesehenen Ort gespeichert werden
Kernspin vor und nach dem Zerfall

Helizitätsmessung

Weitere Experimente zur Paritätsverletzung: Messung der Longitudinalpolarisation (Helizität) der Neutrinos bzw. der Elektronen.

Neutrinohelizität ~ Goldhaber et al., Phys. Rev. 109, 1015 (1958)


Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Die Miniaturansicht konnte nicht am vorgesehenen Ort gespeichert werden

Es interessiert der K-Einfang des angeregten 0-Niveaus von 152Eu in das angeregte 1-Niveau des 152Sm und danach der γ-Übergang (0,961 MeV) in das Grundzustandsniveau 0+.

eK(1/2)+152Eu(0)152Sm(1)+ν(1/2)

Wegen Impulserhaltung sind die Flugrichtungen des Rückstoßkerns 152Sm (1) und des Neutrinos entgegengesetzt. Wegen Drehimpulserhaltung sind die Spins der beiden entgegengesetzt. Also hat der Rückstoßkern die gleiche Helizität wie das emittierte Neutrino. Bei dem schnellen γ-Zerfall 152Sm(1)152Sm(0)+γ(1) wird die Drehimpulsrichtung unverändert an das γ weitergegeben, d.h. diejenigen γ, die in gleicher Richtung wie der Rückstoßkern 152Sm (1) emittiert werden, haben die gleiche Helizität wie das Neutrino.


Diese γ können dadurch nachgewiesen werden, daß nur sie resonant in einem Sm-Absorber absorbiert werden können, da bei ihnen die üblicherweise fehlende Rückstoßenergie gerade kompensiert wird, da zufälligerweise die Energie Eν=0,9 MeV vom K-Einfang mit der Energie Eγ = 0,961 MeV in etwa übereinstimmt. Die Helizität dieser resonant absorbierbaren γ wird durch Compton-Streuung an polarisiertem Eisen gemessen.

Ergebnis: Die γ sind linkszirkular polarisiert und damit die Helizität des Neutrinos negativ.

Ein ähnliches Ergebnis erhält man bei der Helizitätsmessung der Elektronen, deren Longitudinalpolarisation zunächst durch eine Bahnablenkung in eine Transversalpolarisation verwandelt wird (unrelat. 90° Ablenkung, relat. mehr wegen Spin-Bahn-Kopplung) dann mit der spinabhängigen Mott-Streuung gemessen wird.

Ergebnis:

=pσ|p||σ|=β für Elektronen und
=pσ|p||σ|=+β für Positronen und
Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Die Miniaturansicht konnte nicht am vorgesehenen Ort gespeichert werden

Zusammengefaßt: Beim ß-Zerfall werden die Teilchen

(e,ν) linkshändig, die Antiteilchen
(e+,γ~) rechtshändig emittiert.

Einzelnachweise

  1. Wu et al., Phys. Rev. 105, 1413 (1957)

Ergänzende Informationen

Prüfungsfragen

  • Besonderheit beim ß Zerfall?

Paritätsverletzung -> postuliert von Lee+Yang -> Exp. von Wu erklärt; experimentelle Probleme: notwendige Ausrichtung der K.Spins; Magnetfeld + tiefe Temperatur-> adiabatische Entrnagneti sierung im He-Kryostat

  • Übergangsraten aus Fermis Goldener Regel ("grobe" Herleitung)
    • Fermi- und GT-Übergänge
    • Womit muß man den Zerfall des freien Neutrons beschreiben? -> Fermi und GT