Kernkräfte: Unterschied zwischen den Versionen

Aus PhysikWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
 
Zeile 176: Zeile 176:
Im niederenergetischen Bereich mit <math>k \ll K</math> kann man die Sinusfunktion
Im niederenergetischen Bereich mit <math>k \ll K</math> kann man die Sinusfunktion
im Außenbereich durch eine Gerade ersetzen
im Außenbereich durch eine Gerade ersetzen
:<math>u \simto A_2 (kr+\delta_0) = A_2 k(r-a)</math> mit <math>\delta_0 = -ka</math>.
:<math>u \simeq A_2 (kr+\delta_0) = A_2 k(r-a)</math> mit <math>\delta_0 = -ka</math>.


Die sogenannte {{FB|Streulänge}} <math>a</math> ist der Schnittpunkt dieser Geraden mit der r-Achse. Je nachdem (<math>V_0,r_0</math>) für <math>E \approx 0</math> bindend oder nichtbindend ist, ist a positiv oder negativ. Sehr große Werte für die
Die sogenannte {{FB|Streulänge}} <math>a</math> ist der Schnittpunkt dieser Geraden mit der r-Achse. Je nachdem (<math>V_0,r_0</math>) für <math>E \approx 0</math> bindend oder nichtbindend ist, ist a positiv oder negativ. Sehr große Werte für die

Aktuelle Version vom 28. August 2011, 14:32 Uhr

{{#ask: |format=embedded |Kategorie:Kern- und StrahlungsphysikKapitel::8Abschnitt::!0Urheber::Prof. Dr. P. Zimmermann |order=ASC |sort=Abschnitt |offset=0 |limit=20 }} {{#set:Urheber=Prof. Dr. P. Zimmermann|Inhaltstyp=Script|Kapitel=8|Abschnitt=0}} Kategorie:Kern- und Strahlungsphysik __SHOWFACTBOX__


Wegen B/Aconst Kräfte immer nur zwischen zwei Nukleonen. Einfachste Modellsysteme:

  • a) das Deuteron und
  • b) n-p Streuung


Deuteron

Das Deuteron als einfachstes gebundenes Nukleonensystem mit folgenden Eigenschaften

1) Bindungsenergie n+pd+2,2MeV
2) Kernspin{{#set:Fachbegriff=Kernspin|Index=Kernspin}} I=1, magnetisches Kerndipolmoment{{#set:Fachbegriff=magnetisches Kerndipolmoment|Index=magnetisches Kerndipolmoment}} μI=0,857...μK (μIμp+μn=0,879...μKI=12+12,3S1-Zustand) elektrisches Quadrupolmoment Q=+2,861031m2=2,7mb, d.h. sehr klein
3) es existiert kein angeregter Zustand, außerdem gibt es kein Diproton oder Dineutron.

Reduktion des Zweikörperproblem{{#set:Fachbegriff=Zweikörperproblem|Index=Zweikörperproblem}}s durch Relativkoordinate r=rrn und red. Masse μ=mpmnmp+mn12mp

Schrödingergleichung [22μ2+V]Ψ=EΨ

Problem E=2,2MeV bekannt, V unbekannt.

Annahme: V=V(r) Zentralpotential. Separationsansatz von Radial- und Winkelteil Ψnlm=Rnl(r)Ylm(θ,ϕ)

Radialteil [22μd2dr2+V(r)+l(l+1)22μr2](rRnl)=Enl(rRnl) mit l(l+1)22μr2 Zentrifugalpotential

Zentrifugalpotential abstoßend --> Grundzustand 1 = 0 (wird durch I = 1 und μIμn+μp unterstützt). (rRnl)=(rRl0)=u

Erste (grobe) Annahme von V(r): Kastenpotential (V0,r0 ) miniatur|Trennung der Radialgleichung in Innen(I)- und Außen (II)-Bereich

Innen (I): rr0d2udr2+2μ2(EV0)u=0 , K=2μ(EV0)2

Lösung u=AsinKr+CcosKrRB:u=AsinKr RB: u=0 für r0 wegen u/r endlich C = 0


Außen (II): rr0d2udr2+2μ2(E)u=0 , k=2μE2=[4,31015m]1

Lösung u=Bekr+Dekr=Bek(rr0) RB: u = A \sin Kr</math> RB: u0 für r D=0


Stetiger Anlschluß von u und dudr bei r=r0:

AsinKr0=BKAcosKr0=B(k)KctgKr0=k

Damit werden die beiden Parameter (V0,r0) des Kastenpotentials miteinander verknüpft, z.B. mögliche Wertepaare

r0=1,4×1015m,2×1015mV0=50MeV,30MeV

miniatur

Da für I=12+12 nur I = 1 existiert, sind die Kernkräfte spinabhängig, wobei nur das Triplettpotential bindend ist. Erklärt auch die Nichtexistenz von p2 und n2 durch das Pauli-Prinzip.



Grobe Abschätzung für Singulett-Potential:

Falls Vs gerade nicht mehr bindend sinKr01 senkrecht auf Potentialwand, so daß man keine abnehmende Exponentialfunktion im Außenraum anfügen kann.

Kr0π2 bedeutet in Zahlenwerten |V0|r02100,V0[MeV],r0[1015m]


Die Existenz des (sehr kleinen) Quadrupolmoments bedeutet einen sehr kleinen Beitrag einer nichtzentralen Kraft, die eine 3D1-Zumischung ermöglicht.

n-p Streuung

Wirkungsquerschnitt σ[m2]

zentriert|miniatur|hochkant=2|Wikungsquerschnitt für Protonen Neutronen Streuung

σ als "Trefferfläche" , z.B. σ(geom.)=πR210291028m2(1028m2=1b). Festkörpertarget N1022 Kerne/cm³, σ1028m3, Targetlänge z.B. 1=102mσNl103102 , d.h. "dünnes" Target mit I=I0(lσNl).


Kinematik: mpmn, "Billardproblem"

zentriert|miniatur|hochkant=2|Protonen Neutronen Streuung in verschiedenen Bezugssystemen

21 Körperproblem: Stoß zweier Teilchen gleicher Masse im CM-System ist äquivalent dem Stoß eines Teilchens mit reduzierter Masse μ=m/2 und E=ELAB/2 an einem festen Streuzentrum bei r=rprp0.

Quantenmechanische Formulierung des Streuproblems

zentriert|miniatur|hochkant=2|Quantenmechanische Formulierung für Protonen Neutronen Streuung


differentieller Wirkungsquerschnitt{{#set:Fachbegriff=differentieller Wirkungsquerschnitt|Index=differentieller Wirkungsquerschnitt}} dσ/dΩ in Raumwinkel dΩ:

dσdn= Fluss der gestreuten Teilchen in Raumwinkel dΩ(Detektor)Fluss der einlaufenden Teilchen pro Einheitsflaeche

{{#set:Gleichung=Differentieller Wirklungsquerschnitt|Index=Differentieller Wirklungsquerschnitt}}


Fluß der einfallenden Teilchen
|eikz|2v, |eikz|2 1 Teilchen pro Raumeinheit
Fluß der gestreuten Teilchen in dΩ:|eikrf(θ)|2r2v
dσdΩ=|f(θ)|2 Quadrat der Streuamplitude f(θ)


Speziell für isotrope Streuung{{#set:Fachbegriff=isotrope Streuung|Index=isotrope Streuung}} (f(σ)=const.) ist dann der (Gesamt)-Wirkungsquerschnitt{{#set:Fachbegriff=Wirkungsquerschnitt|Index=Wirkungsquerschnitt}}

σ=4π|f|2 .


Berechnung des Wirkungsquerschnitts:

Zunächst Entwicklung der einlaufenden ebenen Welle nach Kugelwellen.

eikz=eikrcosθ=1il(2l+1)jl(kr)P1(cosθ)
jl(kr) sphärische Besselfunktionen

Sinn: Bei niedrigen Energien (En10MeV) kann wegen der kurzen Reichweite der Kernkräfte nur der 1=O-Anteil (S-Wellen) gestreut werden. Teilchen mit 10 kommen bei diesen Energien nicht nahe genug heran.

Quantitativ:

miniatur|zentriert|hochkant=3

Wegen k=2μE2=0,1512ELAB[MeV]1015ml und r0=1015m ist für ELABMeV die Bedingung kr01 erfüllt.

Der S-Wellenanteil der einlaufenden ebenen Welle lautet mit j0(kr):

(S-Wellenanteil) =sinkrkreikreikr2ikr, eikr auslaufende Kugelwelle, eikr einlaufende Kugelwelle

Nach dem "Durchlaufen" des Zentralpotentials V=V(r) bleiben der S-Wellencharakter, der Wellenvektor k und die Teilchenzahl erhalten. Deshalb kann es nur eine Phasenänderung in der auslaufenden Kugelwelle geben.

S-Wellenanteil nach Durchlaufen des Streupotentials:

ei(kr+2δ0)eikr2ikreiδ0sin(kr+δ0)kr

Die Differenz des S-Wellenanteils vor und nach der Streuung charakterisiert die qestreuten Teilchen, also die gestreute auslaufende Kugelwelle eikrrf(θ):

ei(kr+2δ0eikr2ikrei(kr+δ0)rsinδ0k

Damit gilt für den diff. Wirkungsquerschnitt in Abhängigkeit von der Streuphase δ0

dσdΩ=|f(θ)|2=sin2δ0k2

Berechnung der Streuphase mit einem Kastenpotential (V0,r0) über die Schrödingergleichung analog zum Deuteronproblem, jedoch E>O.

Innenbereich I Außenbereich II
[h22μd2dr2+V0]u=Eu [h22μd2dr2+0]u=Eu
u=A1sinKr u=A1sin(kr+δ0)
K=2μ(EV0)2 k=2μ(E)2 (siehe eiδ0sin(kr+δ0)kr und Ψur

Stetige Anpassung für u und du/dr bei r=r0 ergibt

A1sinKr0=A2sin(kr0+δ0)=A2k(r0a)KA1cosKr0=kA2cos(kr0+δ0)=A2kKcotKr0=cot(kr0+δ0)=(r0a)1kK

Im niederenergetischen Bereich mit kK kann man die Sinusfunktion im Außenbereich durch eine Gerade ersetzen

uA2(kr+δ0)=A2k(ra) mit δ0=ka.

Die sogenannte Streulänge{{#set:Fachbegriff=Streulänge|Index=Streulänge}} a ist der Schnittpunkt dieser Geraden mit der r-Achse. Je nachdem (V0,r0) für E0 bindend oder nichtbindend ist, ist a positiv oder negativ. Sehr große Werte für die Streulänge erhält man, wenn das Potential gerade noch (VT) oder gerade nicht mehr bindend (VS) ist.


miniatur|zentriert|hochkant=2|Wellefunktion fürStreulänge für Singulett, Triplett etc

Wirkungsquerschnitt σ=4π|f(θ)|2=4πsin2δ0k2=4πa2 unabhängig von E für den Bereich kK mit δ0=ka und a=r01KtgKr0. In der Streu1änge a sind wieder die beiden Parameter des Kastenpotentials (V0,r0) miteinander verknüpft.


Experimentell:

miniatur|zentriert|hochkant=2|Totaler Wirkungsquerschnitt als Funktion der Neutronenenergie

Grobe Abschätzung aus Deuteronproblem{{#set:Fachbegriff=Deuteronproblem|Index=Deuteronproblem}} ergibt für das Triplettpotential{{#set:Fachbegriff=Triplettpotential|Index=Triplettpotential}}

aT=5,7×1015m und damit σT4,5×1028m2.

Damit erhält man aus σ20×1028m2 für σS68×1028m2 und

|aS|=23×1028m2. Das negative Vorzeichen aS<0 folgt aus Messungen der kohärenten

Streuung am Para-Wasserstoff-Molekül.


Während der Bereich bis ca.

104 eV vom Singulett-Potential beherrscht wird, tritt für den Bereich
104107 eV immer mehr das Triplett-Potential in den Vordergrund. Ab
107 eV müssen verstärkt höhere Bahndrehimpulsanteile berücksichtigt werden.


Bei einer feldtheoretischen Behandlung in Analogie zur Quantenelektrodynamik versucht man die Kernkräfte durch Mesonen-Austauschprozesse{{#set:Fachbegriff=Mesonen-Austauschprozesse|Index=Mesonen-Austauschprozesse}} zu beschreiben. Dabei wird der "langreichweitige" Teil durch Ein-Pion-Austauschprozess{{#set:Fachbegriff=Ein-Pion-Austauschprozess|Index=Ein-Pion-Austauschprozess}}e (Yukawa-Ansatz 1935) und der Bereich mittlerer Reichweite durch Zwei-Pion-Austauschprozess{{#set:Fachbegriff=Zwei-Pion-Austauschprozess|Index=Zwei-Pion-Austauschprozess}}e beschrieben.

Der "kurzreichweitige" Teil mit einem stark abstoßenden Anteil (hard core) muß durch den Austausch mehrerer Mesonen behandelt werden. Dabei spielen nicht nur die ω-Mesonen, sondern schwere Mesonen (z.B. das ω-Meson mit mc2=783MeV) wegen ihrer kleinen Compton-Wellenlänge eine besondere Rolle. Da Nukleonen und Mesonen ihrerseits aus Quarks{{#set:Fachbegriff=Quarks|Index=Quarks}} zusammengesetzt sind, die von Gluonen{{#set:Fachbegriff=Gluonen|Index=Gluonen}} zusammengehalten werden, muß eine genauere Feldtheorie der Kernkräfte auf diesen Teilchen aufbauen.

Ergänzende Informationen

(gehört nicht zum Skript)

Prüfungsfragen

  • Was ist das besondere der starken und schwachen WW? -> sehr kurze Reichweite
  • Analogie QCD -> \pi , QED -> \gamma (Quarks als Grundbaustein der Hadronen mit Gluonen als Austauschteilehen und Pionen als Austauschteilehen der Hadronen im Atomkern (Yukawa Potential), nur erwähnt, Quarks und Leptonen (speziell Elektronen) sind Punkteilchen)