Gleichgewichtsbedingungen

Aus PhysikWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen




Aus Λ0 folgen Bedingungen für das thermodynamische Gleichgewicht Λ=0 unter verschiedenen Einschränkungen an die Abweichungen von Σ vom Gleichgewicht:

Allgemein

K(ρ,ρ0)=tr[ρlnρρ0lnρ0(ρρ0)lnρ0]=II0+λν0(MνMν0)

für

ρ0=exp[Ψ0λν0Mν]

einfaches thermisches System:

Λ=kTK(ρ,ρ0)=UU0+p0(VV0)´μα0(NαNα0)T0(SS0)0


isoliertes System

U= const.
V= const.
Nα=const.
(SS0)0
  • S maximal im Gleichgewicht!
  • isolierte Systeme erreichen ihr Gleichgewicht mit einem Maximum der Entropie!

isentropisch - isochores System

S= const.
V= const.
Nα=const.
(UU0)0
  • U minimal im Gleichgewicht!
  • isentropisch - isochore Systeme erreichen ihr Gleichgewicht mit einem Minimum der inneren Energie!

isotherm - isochores System

T= const.
V= const.
Nα= const.
Λ=(UTS)(U0T0S0)+S(TT0)+p0(VV0)´μα0(NαNα0)0 mit (UTS)=F(U0T0S0)=F0S(TT0)=0=p0(VV0)´=μα0(NαNα0)
(FF0)0
  • F minimal im Gleichgewicht!
  • isotherm - isochore Systeme erreichen ihr Gleichgewicht mit einem Minimum der freien Energie!

isotherm - isobares System

T= const.
p= const.
Nα=const.
Λ=(UTS+pV)(U0T0S0+p0V0)V(pp0)+S(TT0)´μα0(NαNα0)0 mit (UTS+pV)=G(U0T0S0+p0V0)=G0S(TT0)=0=V(pp0)´=μα0(NαNα0)
(GG0)0
  • G minimal im Gleichgewicht!
  • isotherm - isobare Systeme erreichen ihr Gleichgewicht mit einem Minimum der Gibb´schen freien Energie !

isentropisch - isobares System

S= const.
p= const.
Nα=const.
Λ=(U+pV)(U0+p0V0)V(pp0)+T0(SS0)´μα0(NαNα0)0 mit (U+pV)=H(U0+p0V0)=H0T0(SS0)=0=V(pp0)´=μα0(NαNα0)
(HH0)0
  • H minimal im Gleichgewicht!
  • isentropisch - isobare Systeme erreichen ihr Gleichgewicht mit einem Minimum der Enthalpie H

isotherm- isochores System mit festem chemischen Potenzial

T= const.
V= const.
μ=const.
Λ=(UTSμN)(U0T0S0μ0N0)p0(VV0)+S(TT0)´N(μμ0)0 mit (UTSμN)=J(U0T0S0μ0N0)=J0S(TT0)=0=p0(VV0)´=N(μμ0)
(JJ0)0
  • J minimal im Gleichgewicht!
  • isotherm- isochore Systeme erreichen ihr Gleichgewicht mit einem Minimum des großkanonischen Potenzials J

Anwendungsbeispiele

  1. Dampfdruck

Gleichgewicht zweier Phasen der selben Substanz (Dampf und Flüssigkeit)

N´ mol Flüssigkeit und N´´ mol Gas

Gleichgewichtsbedingung (G minimal!)

  • G(T,p) minimal im Gleichgewicht!
  • isotherm - isobare Systeme erreichen ihr Gleichgewicht mit einem Minimum der Gibb´schen freien Energie !

Gegeben: T

Gesucht: Bei welchem Dampfdruck herrscht Gleichgewicht, also Koexistenz zwischen Gas und Flüssigkeit ?

  • Dampfdruck p = p(T)!

gesamte Gibbsche freie Energie:

G=N´g´+N´´g´´

mit g= molare Gibbsche freie Energie : G (T,p,N) = g(T,p)N = µ (chemisches Potenzial (s.o.))

Zulässige Abweichungen vom Gleichgewicht:

ΔN´+ΔN´´=0

durch Verdampfung bei konstantem Dampfdruck

ΔG=ΔN´g´+ΔN´´g´´=(g´g´´)ΔN´=!=0

da ja im Gleichgewicht G=

minimal!!

Also:

g´(T,P(T))=!=g´´(T,P(T)) mit (gT)p=s

(molare Entropie)

und

(gp)T=v

(Molvolumen)

folgt:

dg=sdT+vdp

weiter:

g´=g´´(s´´s´)dT+(v´´v´)dp=0

Also haben wir für ein isothermes, isobares System:

p=P(T)dPdT=s´´s´v´´v´

(Clausius - Clapeyron- Gleichung)

oder:

dPdT=q(v´´v´)T

mit der molaren Verdampfungswärme q:=(s´´s´)T

Anwendung auf ein ideales Gas: (weit weg vom kritischen Punkt!)

v´´=RTP(T)>>v´

(Flüssigkeiten)

dPdT=qRT2P
dPP=qRT2dTP(T)=Ce(qRT)

Dampfdruck eines idealen Gases (q>0, falls Wärme dem System zur verdampfung zugeführt wird!!)

b) Dampfdruck von Tröpfchen!

Bisher: ebene Phasengrenzfläche

jetzt: gekrümmte Phasengrenzfläche → zusätzliche Arbeit δW=σdω

bei Vergrößerung der Oberfläche ω

über die Oberflächenspannung σ

Kugelförmiges Tröpfchen:

dω=d(4πr2)=8πrdrdV´=4πr2drdω=2rdV´

Also ist die geleistete Arbeit bei der Volumenänderung der Flüssigkeit (dV´):

=σ2rdV´

und insgesamt mit der Druckarbeit:

δW=p´dV´p´´dV´´+σ2rdV´


Σ

sei der Dampf und die Tröpfchen.

Diese seien in ein Gefäß mit festem Volumen V eingeschlossen.

Isochorer / isothermer Prozess → Minimum der freien Energie F:

F(T,V)= Minimal im Gleichgewicht!

dV´+dV´´=0dF=d(UTS)=dUTdS

(zulässige Abweichung vom Gleichgewicht = Volumenerhaltung!)

mit Gibbs Fundamentalrelation:

dF=d(UTS)=dUTdS=!=δW=(p´´p´+2rσ)dV´=!=0

F im Minimum!!!

Also:

p´=(p´´+2rσ)

Der Druck im Inneren des Tröpfchens p´ ist höher als außen im Dampf p´´=P(T)

und zwar mit dem Inversen des Radius!

Kleinere Tröpfchen haben also höheren Innendruck als Größere!

Also:


ein kleiner Luftballon bläst einen größeren auf!, p1 > p2


Nebenbemerkung

Der intensive Parameter p ist im Gleichgewicht zwischen Tröpfchen und Dampf nicht gleich, da p und Oberflächenspannung σ nicht unabhängig sind!


Wir haben bisher den Druck im inneren eines Tröpfchens ausgerechnet, suchen jedoch den Dampfdruck der Tröpfchensuppe :

P(T,r):

P(T,r)

dabei sind jetzt p, T vorgegeben (statt V und T):

dG=(g´g´´)dN´=!=0, da G = minimal!
g´(T,p´)=g´´(T,p´´) mit p´=(P(T,r)+2rσ)

Differenziation nach r bei festem T:

(g´(T,p´)p´)T[(Pr)T2r2σ]=(g´´p´´)T(Pr)T(g´´p´´)=v´´(g´(T,p´)p´)=v´(Pr)T=2r2σv´v´´v´2r2σv´v´´=idGas=2σv´RTr2PlnPP=2σv´RTrP=P(T)exp2σv´RTr

Als Dampfdruck eines Tröpfchens (entsprechend der Gleichgewichtsbedingung)!

Das heißt: Für vorgegebenen Außendruck Po existiert ein Radius ro, so dass für

r>ro das Tröpfchen anwächst (Kondensation)

r<ro das Tröpfchen kleiner wird (evaporiert)

Dabei: r0=2σv´RTlnP0P

ist der zum Außendruck Po gehörende KRITISCHE TRÖPFCHENRADIUS (instabil)

Ostwald- reifung

Stabiles Tröpfchen durch globale Einschränkungen (Gesamtzahl der Moleküle)

Bei Konkurrenz vieler verschiedener großer Tröpfchen überlebt im Laufe der zeit nur das anfänglich größte (Selektionsmechanismus)

(wird auch in Systemen fern vom thermodynamischen Gleichgewicht beobachtet → z.B. Domänen, Stromfilamente)

Übung

Dampfdruckerniedrigung

  • Siedepunktserhöhung, Gefrierpunktserniedrigung durch Mischung!
  1. Gibbb´sche Phasenregel

Man betrachte ein System, das aus K chemischen Komponenten in Ph Phasen zusammengesetzt ist:

Komponenten: a = 1,.., K

Phasen: b= 1,...,Ph

(fest, flüssig, gasf..)

Annahme:

Keine chemischen Reaktionen:

T,p, Na(a=1,..,K)

fest!

Gleichgewicht

dG=a=1Kb=1PhμbadNba=!=0

wegen:

G(T,p)=min.

Nebenbedingung

dNa=b=1PhdNba=!=0

mit Lagrange- Multiplikator τa:

a=1Kb=1Ph(μbaτa)dNba=!=0μba=τa

in jeder Phase gleich

μ1a=μ2a=...=μPha

Also

Ph1

Gleichungen für jede Komponente a!

Dies entspricht insgesamt K(Ph1) Gleichungen!

In einer Phase gibt es K-1 relative Konzentrationen der Komponenten!

insgesamt also Ph(K1) relative Konzentrationen in allen Phasen!

Das heißt: Die Zahl der unabhängigen Variablen T,p,..

als unabhängige relative Konzentrationen,entsprechend der Zahl der thermodynamischen Freiheitsgrade beträgt:

f=2+Ph(K1)k(Ph1)=KPh+2

Dies ist die Gibbsche Phasenregel:

f=KPh+2


Beispiele:
  1. Gas einer reinen Substanz:
K=Ph=1f=2
  • 2 thermodynamische Variablen können beliebig gewählt werden
  1. Gas und Flüssigkeit in Koexistenz
  • Ph =2
  • f=1 → T kann beeispielsweise beliebig gewählt werden, P(T) fest, folgt Dampfdruckkurve
  1. Gas, Flüssigkeit und feste Phase in Koexistenz → f=0, Tripelpunkt T!