Kinetische Energie und Trägheitstensor

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Betrachten wir eine infinitesimale Verrückung


In Kapitel 3.3 haben wir bereits mit infinitesimalen Drehungen gearbeitet. Dort handelte es sich um passive Drehungen. Hier haben wir es nun mit aktiven Drehungen zu tun → anderes Vorzeichen.


Schwerpunktsgeschwindigkeit


Winkelgeschwindigkeit

Damit ergibt sich die Geschwindigkeit eines beliebigen Aufpunktes des starren Körpers:



Nebenbemerkungen:


hängt von der Wahl von S ab.

Falls S der Schwerpunkt ist, so gilt:


nach Def. A) des starren Körpers


Definition B) → Schwerpunktsvektor im körperfesten System

Kinetische Energie:

Mit den Beziehungen

Somit folgt:

mit dem Trägheitstensor



Der Trägheitstensor ist also durch die Massenverteilung bestimmt

Im Sinne der Definition B) dagegen gilt:



und dem Trägheitstensor



Also gilt die Zerlegung der kinetischen Energie:




Dabei ist


kinetische Energie der translatorischen Bewegung


kinetische Energie der Rotationsbewegung

Eigenschaften des Trägheitstensors

ist ein Tensor zweiter Stufe. Das heißt unter Drehungen

transformiert er sich wie folgt:

R kennzeichnet dabei die Drehmatrizen im

mit Orthogonalitätseigenschaft:


Nun, er transformiert sich unter Drehungen wie folgt:

Wenn


Dann:


Kompakt:



Dabei bemerken wir: Matrizen sind einfach Zahlenschemata mit Zeilen und Spalten. Aber erst das Transformationsverhalten definiert einen Tenor (Im Gegensatz zu einer Matrix).

Tensor 1. Stufe:

= Vektor

Tensor 2. Stufe


Tensor n-ter STufe:

wobei links n Indices stehen und rechts n mal die Drehmatrix angewendet wird (und jeweils von 1-3 summiert!)

Beweis des Transformationsverhaltens für


Zunächst zum Skalarprodukt:



das Skalarprodukt ist also invariant

Aber auch das Delta- Element ist invariant:



Kompakt:



Also:



Der Trägheitstensor J´ in den neuen Koordinaten ist also gleich dem alten, was Transformationsverhalten eines Tensors zweiter Stufe belegt:

Dabei gilt:


ist der invariante Anteil


hängt von der Wahl des körperfesten koordinatensystems ab.

Weitere Eigenschaften

enthält einen kugelsymmetrischen, also rotationsinvarianten Anteil

ist linear in der Massendichte. Der Trägheitstensor ist also additiv beim Zusammenfügen zweier starrer Körper

ist ein reeller, symmetrischer Tensor, dargestellt durch die reelle, symmetrisch Matrix



Der Tensor ist diagonalisierbar durch die orthogonale Transformation



Das heißt: Es existiert ein gedrehtes, körperfestes Koordinatensystem (y1,y2,y3) in Richtung der Hauptträgheitsachsen:



Also:

i=1,..,3, Matrix positiv semidefinit.

Die Diagonalisierung führt auf das Eigenwertproblem:


mit Eigenvektoren

und Eigenwerten Ji. Ein homogenes, lineares Gleichungssystem

Ziel ist es nun, die Hauptachsenrichtung

so zu suchen, dass

diagonal wird:



Somit ergeben sich 3 reelle, positiv semidefinite Eigenwerte Ji

Das Trägheitsmoment

Trägheitsmoment bezüglich Achse

Diese quadratische Form ist positiv semidefinit.



Trägheitsellipsoid

Die Normierung des Trägheitsmomentes liefert eine Ellipsoidgleichung:

.


Die Lage des Ellipsoids sind ist durch die Eigenvektoren

,
die Maße folgen aus den Ji derart, dass die zu

gehörige Achse die Länge

trägt:

  1. Die Ji heißen Hauptträgheitsmomente (Trägheitsmomente entlang der Eigenvektoren= Hauptachsen)

Es gilt:


unsymmetrischer Kreisel


symmetrischer Kreisel (axialsymmetrisch)


kugelsymmetrischer Kreisel (nicht notwendigerweise Kugelform)

Satz von Steiner

Sei

der Trägheitstensor in einem körperfesten System
,
welches im Schwerpunkt S zentriert ist. Sei nun

ein zu

achsparalleles, um den Vektor

verschobenes System. Dann ist

in
gegeben durch



Die beiden Koordinatensystem dürfen dabei nur durch die Translation um

unterschiedlich sein. Wesentlich ist vor allem, dass bei roationsvarianten Systemen keine Verdrehung der Achsen erfolgt!

Beweis:



Bei uns:



Somit:



Speziell im Hauptachsensystem:

keine Außerdiagonalelemente: m=n:=i


mit

als Quadrat des Abstandes der beiden Drehachsen.

Dabei wird bei einer Verschiebung um

nur der Abstand der Drehachsen berücksichtigt. das heißt, die Komponente der Verschiebung in Richtung der Drehachse wird wieder quadratisch subtrahiert:


Beispiele

1. Kugelsymmetrische Massendichte:



Bei homogener Massenverteilung:


bezüglich Schwerpunkt S

folgt:



2. Abrollende Kugel: Momentaner Auflagepunkt ist A

Das Trägheitsmoment bezüglich der momentanen Drehachse durch den Auflagepunkt A: