Verallgemeinerte kanonische Verteilung: Unterschied zwischen den Versionen

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== Methode ==
== Methode ==
Vorurteilsfreie Schätzung ( Jaynes , 1957):
Vorurteilsfreie Schätzung (Jaynes, 1957):
(unbiased guess; Prinzip des maximalen Nichtwissens)
(unbiased guess; Prinzip des maximalen Nichtwissens)


* Verallgemeinerung des Laplacschen Prinzips vom unzureichenden Grund.
* Verallgemeinerung des Laplacschen Prinzips vom unzureichenden Grund.
** ( Minimum der Shannon- Information <math>I\left( \rho (x) \right)</math>= Maximum des Nichtwissens <math>S\left( \rho (x) \right)</math> liefert Gleichverteilung)
** (Minimum der Shannon- Information <math>I\left( \rho (x) \right)</math>= Maximum des Nichtwissens <math>S\left( \rho (x) \right)</math> liefert Gleichverteilung)
* '''Jetzt: '''Zusätzlich zur Normierung der P<sub>i</sub> sind die Mittelwerte von m Zufallsvariablen:
* '''Jetzt: '''Zusätzlich zur Normierung der P<sub>i</sub> sind die Mittelwerte von m Zufallsvariablen:


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<u>'''Annahme:'''</u>
<u>'''Annahme:'''</u>


Jedes Elementarereignis <math>{{A}_{i}}</math> hat gleiche '''a-priori'''- Wahrscheinlichkeit , das heißt OHNE zusätzliche Kenntnisse <math>\left\langle {{M}^{n}} \right\rangle </math> gilt Gleichverteilung über den <math>{{A}_{i}}</math>.
Jedes Elementarereignis <math>{{A}_{i}}</math> hat gleiche '''a-priori'''- Wahrscheinlichkeit, das heißt OHNE zusätzliche Kenntnisse <math>\left\langle {{M}^{n}} \right\rangle </math> gilt Gleichverteilung über den <math>{{A}_{i}}</math>.


== Informationstheoretisches Prinzip==
== Informationstheoretisches Prinzip==
(nach (Jaynes 1922-1998))
(nach (Jaynes 1922-1998))


Suche die Wahrscheinlichkeitsverteilung , die unter der Erfüllung aller bekannten Angaben als Nebenbedingung die '''minimale Information''' enthält:
Suche die Wahrscheinlichkeitsverteilung, die unter der Erfüllung aller bekannten Angaben als Nebenbedingung die '''minimale Information''' enthält:


Also: <math>I(P)=\sum\limits_{i=1}^{N}{{}}{{P}_{i}}\ln {{P}_{i}}=!=Minimum</math>
Also: <math>I(P)=\sum\limits_{i=1}^{N}{{}}{{P}_{i}}\ln {{P}_{i}}=!=Minimum</math>
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Es gilt: von den  N Variationen  <math>\delta {{P}_{i}}</math>  sind nur N-m-1  unabhängig voneinander !
Es gilt: von den  N Variationen  <math>\delta {{P}_{i}}</math>  sind nur N-m-1  unabhängig voneinander!


:<math>\sum\limits_{i}^{{}}{{}}\delta {{P}_{i}}=0</math>
:<math>\sum\limits_{i}^{{}}{{}}\delta {{P}_{i}}=0</math>
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Lagrange- Multiplikator <math>{{\lambda }_{n}}</math>
Lagrange- Multiplikator <math>{{\lambda }_{n}}</math>


<u>Anleitung</u>: Wähle <math>\Psi ,{{\lambda }_{n}}</math> so, dass die Koeffizienten von <math>\left( m+1 \right)\delta {{P}_{i}}</math>´s verschwinden, die übrigen N-(m+1) sind dann frei variierbar !
<u>Anleitung</u>: Wähle <math>\Psi ,{{\lambda }_{n}}</math> so, dass die Koeffizienten von <math>\left( m+1 \right)\delta {{P}_{i}}</math>´s verschwinden, die übrigen N-(m+1) sind dann frei variierbar!


Somit:
Somit:
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{{Def|:<math>\Rightarrow {{P}_{i}}=\exp \left( \Psi -{{\lambda }_{n}}{{M}_{i}}^{n} \right)</math> '''verallgemeinerte kanonische Verteilung'''|verallgemeinerte kanonische Verteilung}}
{{Def|:<math>\Rightarrow {{P}_{i}}=\exp \left( \Psi -{{\lambda }_{n}}{{M}_{i}}^{n} \right)</math> '''verallgemeinerte kanonische Verteilung'''|verallgemeinerte kanonische Verteilung}}


Die Lagrange- Multiplikatoren <math>\Psi ,{{\lambda }_{n}}</math>  sind dann durch die m+1 Nebenbedingungen eindeutig bestimmt !
Die Lagrange- Multiplikatoren <math>\Psi ,{{\lambda }_{n}}</math>  sind dann durch die m+1 Nebenbedingungen eindeutig bestimmt!


===Kontinuierliche Ereignismenge===
===Kontinuierliche Ereignismenge===
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{{FB|Legendre- Transformation}}:
{{FB|Legendre- Transformation}}:


Sei <math>\Psi (t)</math> eine Bahn !
Sei <math>\Psi (t)</math> eine Bahn!


Dann ist <math>M:=\frac{d\Psi (t)}{dt}</math> die Geschwindigkeit.
Dann ist <math>M:=\frac{d\Psi (t)}{dt}</math> die Geschwindigkeit.
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heißt legendre- Transformierte von  
heißt legendre- Transformierte von  
:<math>\Psi (t)</math>
:<math>\Psi (t)</math>.
.
 


=== Anwendung auf die verallgemeinerte kanonische Verteilung: ===
=== Anwendung auf die verallgemeinerte kanonische Verteilung: ===
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{{Beispiel|'''Beispiel:'''
{{Beispiel|'''Beispiel:'''
:<math>x=\left( {{q}_{1}},...,{{q}_{3N}},{{p}_{1}}....,{{p}_{3N}} \right)\in \Gamma </math>  ( Phasenraumelement)
:<math>x=\left( {{q}_{1}},...,{{q}_{3N}},{{p}_{1}}....,{{p}_{3N}} \right)\in \Gamma </math>  (Phasenraumelement)


mit <math>\Gamma </math> als Phasenraum der kanonisch konjugierten Variablen
mit <math>\Gamma </math> als Phasenraum der kanonisch konjugierten Variablen
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Damit können wir die Legendre- Transformation ( verallgemeinert auf mehrere Variablen) identifizieren:
Damit können wir die Legendre- Transformation (verallgemeinert auf mehrere Variablen) identifizieren:




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:<math>I\left( M \right)\to I=\Psi -{{\lambda }_{n}}\left\langle {{M}^{n}} \right\rangle </math>  Legendre- Transformierte von <math>\Psi </math> !
:<math>I\left( M \right)\to I=\Psi -{{\lambda }_{n}}\left\langle {{M}^{n}} \right\rangle </math>  Legendre- Transformierte von <math>\Psi </math>!


Es folgt:
Es folgt:
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'''Nebenbemerkung:'''
'''Nebenbemerkung:'''


Also sind <math>I\left( \left\langle {{M}^{n}} \right\rangle  \right)</math> und <math>-\Psi \left( {{\lambda }_{n}} \right)</math> konvex !
Also sind <math>I\left( \left\langle {{M}^{n}} \right\rangle  \right)</math> und <math>-\Psi \left( {{\lambda }_{n}} \right)</math> konvex!


== Zusammenhang mit der Korrelationsmatrix ==
== Zusammenhang mit der Korrelationsmatrix ==


:<math>{{Q}^{mn}}:=\left\langle \Delta {{M}^{m}}\Delta {{M}^{n}} \right\rangle </math>  ist Korrelationsmatrix ( siehe oben)
:<math>{{Q}^{mn}}:=\left\langle \Delta {{M}^{m}}\Delta {{M}^{n}} \right\rangle </math>  ist Korrelationsmatrix (siehe oben)


:<math>={{\left\langle {{M}^{m}}{{M}^{n}} \right\rangle }_{c}}</math>  2. Kumulante
:<math>={{\left\langle {{M}^{m}}{{M}^{n}} \right\rangle }_{c}}</math>  2. Kumulante
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Suszeptibilität !
Suszeptibilität!


Also: Die Korrelationsmatrix ist das Negative der Suszeptibilität !!
Also: Die Korrelationsmatrix ist das Negative der Suszeptibilität!!


Also:
Also:
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;{{FB|Fluktuationen}}: Zufällige Schwankungen um den Mittelwert
;{{FB|Fluktuationen}}: Zufällige Schwankungen um den Mittelwert


;{{FB|Dissipation}}: Systematische Änderung der Mittelwerte !
;{{FB|Dissipation}}: Systematische Änderung der Mittelwerte!


== Korrektur einer Verteilung durch Zusatzinformationen ==
== Korrektur einer Verteilung durch Zusatzinformationen ==
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  & m=1,...,m \\  
  & m=1,...,m \\  
\end{align}</math>
\end{align}</math>
: minimalisiert ( Vorsicht: Index und Laufende sind ungünstigerweise gleich bezeichnet !)
: minimalisiert (Vorsicht: Index und Laufende sind ungünstigerweise gleich bezeichnet!)


'''Jetzt:'''
'''Jetzt:'''


Zusatzinformationen ( zusätzliche Mittelwerte beobachtet):
Zusatzinformationen (zusätzliche Mittelwerte beobachtet):


:<math>\begin{align}
:<math>\begin{align}
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unter dieser Nebenbedingung !!
unter dieser Nebenbedingung!!


Also:
Also:
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da diese Mittelwerte nicht durch die Zusatzinfo geändert werden !
da diese Mittelwerte nicht durch die Zusatzinfo geändert werden!




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Das heißt: Der Informationsgewinn entspricht gerade der Änderung der Shannon- Info !
Das heißt: Der Informationsgewinn entspricht gerade der Änderung der Shannon- Info!


==Siehe auch==
==Siehe auch==


<references />
<references />

Aktuelle Version vom 13. September 2010, 00:57 Uhr




Motivation

Makroskopische thermodynamische Zustände sind gegeben durch die Mittelwerte

von Mikroobservablen M(x), interpretiert als Zufallsvariable.

Rückschlüsse von

auf die Wahrscheinlichkeitsverteilung


Methode

Vorurteilsfreie Schätzung (Jaynes, 1957): (unbiased guess; Prinzip des maximalen Nichtwissens)

  • Verallgemeinerung des Laplacschen Prinzips vom unzureichenden Grund.
    • (Minimum der Shannon- Information = Maximum des Nichtwissens liefert Gleichverteilung)
  • Jetzt: Zusätzlich zur Normierung der Pi sind die Mittelwerte von m Zufallsvariablen:


Annahme:

Jedes Elementarereignis hat gleiche a-priori- Wahrscheinlichkeit, das heißt OHNE zusätzliche Kenntnisse gilt Gleichverteilung über den .

Informationstheoretisches Prinzip

(nach (Jaynes 1922-1998))

Suche die Wahrscheinlichkeitsverteilung, die unter der Erfüllung aller bekannten Angaben als Nebenbedingung die minimale Information enthält:

Also:

Nebenbed.:

Variation:


Es gilt: von den N Variationen sind nur N-m-1 unabhängig voneinander!

Lagrange- Multiplikator


Lagrange- Multiplikator

Anleitung: Wähle so, dass die Koeffizienten von ´s verschwinden, die übrigen N-(m+1) sind dann frei variierbar!

Somit:


Vorsicht: Auch Summe über (Einsteinsche Summenkonvention!)


: verallgemeinerte kanonische Verteilung


Die Lagrange- Multiplikatoren sind dann durch die m+1 Nebenbedingungen eindeutig bestimmt!

Kontinuierliche Ereignismenge


unter der Nebenbedingung



Durchführung einer Funktionalvariation:



Vergleiche: A. Katz, Principles of Statistial Mechanics

ANMERKUNG Schubotz: Siehe auch [1]

Eigenschaften der verallgemeinerten kanonischen Verteilung

hier: noch rein informationstheoretisch,

später: wichtige Anwendungen in der Thermodynamik

Legendre- Transformation:

Sei eine Bahn!

Dann ist die Geschwindigkeit.

Aus kann die Bahn noch nicht rekonstruiert werden, jedoch aus

mit t=t(M):



hieraus folgt


eingesetzt in


durch Eisnetzen gewinnt man


Jedenfalls:



heißt legendre- Transformierte von

.


Anwendung auf die verallgemeinerte kanonische Verteilung:


Normierung:




Also gilt:


und sind durch vollständig parametrisiert.

Nebenbemerkung

Die Verteilung bzw. wirkt auf dem Raum der Zufallsvariablen (diskret) bzw. (kontinuierlich).

sind Parameter.


sind Erwartungswerte


Beispiel:
(Phasenraumelement)

mit als Phasenraum der kanonisch konjugierten Variablen


mikrokanonisch Verteilungsfunktion


als mittlere Energie

Shannon- Information:



Aus


Damit können wir die Legendre- Transformation (verallgemeinert auf mehrere Variablen) identifizieren:


Variable


neue Variable


Legendre- Transformierte von !

Es folgt:



wegen:



Zusammengefasst:


Dies ist in der Thermodynamik die Gibbsche Fundamentalgleichung!


Betachte Variation:



dann:



Informationsgewinn:



Wir können die variierten Funktionen für kleine Variationen

entwickeln:



Vergleiche oben

also folgt:



negativ semidefinit, für alle


Definiere Suszeptibilitätsmatrix:



Diese Matrix beschreibt die Änderung von bei Variation von :



bzw.:



In Matrixschreibweise:



Wegen



Somit:

ist symmetrisch

Aus folgt:



Also: negativ- semidefinite quadratisceh Form:



Nebenbemerkung:

Also sind und konvex!

Zusammenhang mit der Korrelationsmatrix

ist Korrelationsmatrix (siehe oben)
2. Kumulante


mit Kumulantenerzeugender



Suszeptibilität!

Also: Die Korrelationsmatrix ist das Negative der Suszeptibilität!!

Also:



Fluktuations/ Dissipations- Theorem:

Fluktuationen
Zufällige Schwankungen um den Mittelwert
Dissipation
Systematische Änderung der Mittelwerte!

Korrektur einer Verteilung durch Zusatzinformationen

Sei die Verteilung, die unter Kenntnis der Nebenbedingungen

minimalisiert (Vorsicht: Index und Laufende sind ungünstigerweise gleich bezeichnet!)

Jetzt:

Zusatzinformationen (zusätzliche Mittelwerte beobachtet):

Prinzip der vorurteilsfreien Schätzung

Suche Minimum des Informationsgewinns



unter dieser Nebenbedingung!!

Also:



mit neuen Lagrange- Multiplikatoren



Mit


 folgt:



Da nun die Mittelwerte

nicht durch die Zusatzinfo geändert werden muss gelten:



da diese Mittelwerte nicht durch die Zusatzinfo geändert werden!



Das heißt: Der Informationsgewinn entspricht gerade der Änderung der Shannon- Info!

Siehe auch

  1. Brandes,T, Thermodynamik und Statistische Physik, Vorlesung, TU-Berlin, Wintersemester 2006/2007, Gleichung 5.4.13 (Kap 5.4.3 S46)