Klassisch- mechanische Gleichgewichtsverteilungen

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Anwendung des Prinzips der vorurteilsfreien Schätzung auf ein klassisch- mechanisches System von N Teilchen (z.B. Moleküle eines Gases, 3N Freiheitsgrade)

Voraussetzung

gleiche a-priori- Wahrscheinlichkeit der Mirkozustände ξ=(q1...q3N,p1...p3N)Γ. Dabei bezeichnet Γ den Phasenraum der kanonisch konjugierten Orte qk und Impulse pk

Begründung

Liouville- Theorem - notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung!

Hamiltonfunktion

H(ξ)=H(q1...q3N,p1...p3N)

Hamiltonsche Gleichungen:

q˙k=H(ξ)pkp˙k=H(ξ)qk

Lösung:

ξ(t)

als Trajektorie im Phasneraum Γ (bei euklidischer Metrik) gegeben durch das 6N-dimensionale Vektorfeld

ξ˙(H(ξ)p1,H(ξ)p2,...,H(ξ)p3N,H(ξ)´q1,...,H(ξ)q3N)

Es gilt:

divξ˙:=k=13N(q˙kqk+p˙kpk)=k=13N(qkH(ξ)pkqkH(ξ)pk)=0

Interpretiert man ρ(ξ) als Dichte der Phasenpunkte im Phasenraum für ein Ensemble äquivalenter Systeme, so gilt der Erhaltungssatz (Kontinuitätsgleichung):

ρ(ξ)t+div(ρξ˙)=0

Interpretation:


Dichte des Phasenflusses
ρ(ξ,t)
Geschwindigkeit des Phasenflusses
ξ˙
Stromdichte des Phasenflusses
ρξ˙

Die Änderung der Dichte in dem mit dem Fluss mitbewegten lokalen Koordinatensystem ist:

dρ(ξ,t)dt=ρ(ξ,t)t+k=13N(ρ(ξ,t)qkq˙k+ρ(ξ,t)pkp˙k)

Wegen divξ˙:=k=13N(q˙kqk+p˙kpk)=k=13N(qkH(ξ)pkqkH(ξ)pk)=0

folgt aus der Kontinuitätsgleichung

ρ(ξ,t)t+div(ρξ˙)=ρ(ξ,t)t+k=13N(ρ(ξ,t)qkq˙k+ρ(ξ,t)pkp˙k)+ρdivξ˙ρdivξ˙=0ρ(ξ,t)t+div(ρξ˙)=ρ(ξ,t)t+k=13N(ρ(ξ,t)qkq˙k+ρ(ξ,t)pkp˙k)=dρ(ξ,t)dt=0


Satz:

Theorem von Liouville:

Die Dichte der Phasenraumpunkte ändert sich nicht im bewegten System!

Phasenfluss → inkompressible Flüssigkeit

Phasenvolumina im Γ

- Raum sind invariant!



Aber: Verformung ist natürlich zulässig!! ρ(ξ,t)t+div(ρξ˙)=ρ(ξ,t)t+k=13N(ρ(ξ,t)qkq˙k+ρ(ξ,t)pkp˙k)+ρdivξ˙ρdivξ˙=0ρ(ξ,t)t+div(ρξ˙)=ρ(ξ,t)t+k=13N(ρ(ξ,t)qkq˙k+ρ(ξ,t)pkp˙k)=dρ(ξ,t)dt=0

Ergänzung

Die Metrik in Γ kann so gewählt werden, dass gleiche Phasenvolumina gleiche a-priori Wahrscheinlichkeiten haben und für alle Zeiten behalten.

Nebenbemerkung: Gilt nur für kanonische Variablen p,q

Konstruktion der Gleichgewichtsverteilung

Der thermodynamische Zustand sei gegeben durch Mittelwerte von Phasenraumfunktionen:

Mn=dξρ(ξ)Mn(ξ)n=1,..,m

bei m unabhängigen Observablen!

Ensemble-Mittelwerte! sind gegeben als Info über den Zustand!

Das Prinzip der vorurteilsfreien Schätzung ergibt:


ρ(ξ)=exp(ΨλnMn(ξ))


Beispiele

Annahme: unterscheidbare Teilchen. Ansonsten kommt noch ein Faktor 1N! rein!


1. Kanonische Verteilung

m=1:

M1(ξ)=H(ξ)

Hamiltonfunktion als eine Art " Zufallsfunktion"

λ1=β

thermodynamisch konjugierter intensiver Parameter

M1=U

innere Energie <- enthält nicht die makroskopische Bewegung des Systems als Ganzes!

Z=exp(Ψ)=R6Ndξexp(βH(ξ))

kanonische Zustandssumme (Partition function)

ρ(ξ)=Z1exp(βH(ξ))

als Dichteverteilung

  • in der QM: statistischer Operator!


2. Großkanonische Verteilung

m=2:

M2(ξ)=N

Variable Teilchenzahl als Zufallsgröße

λ2=βμ

Konvention

M2=N¯

mittlere Teilchenzahl

Y=exp(Ψ)=N=0R6NdξNexp[β(H(ξN)μN)]

grokanonische Zustandssumme

Phasenraum:

ξΓ=N=1R6NξNR6N
ρ(ξ)=Y1expβ[H(ξ)μN]

Mittelwertfindung:

M=N=0R6NdξNM(ξN)ρ(ξN)=N=0R6NdξNM(ξN)Y1expβ[H(ξ)μN]

Mittlere Teilchenzahl:

N=N=0R6NdξNNρ(ξN)R6NdξNρ(ξN)=PN

Als Wahrscheinlichkeit dafür, dass n Teilchen vorhanden sind!

= Marginalverteilung von

ρ(ξN)

bezüglich N

Also:

N=N=0PNNR6NdξNρ(ξN)=PN=Y1eβμNR6NdξNeβH

Normierung:

1=N=0PN


Beispiel

Klassisches ideales Gas (ohne Wechselwirkung):

H(ξN)=i=13Npi22mPN=?U=H=?N¯=N=?

sind übungshalber zu berechnen!