Das Zweikörperproblem

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Hier werden die Erhaltungssätze zur Lösung der Bewegungsgleichung verwendet.

Idee:

f Freiheitsgrade -> f Differenzialgleichungen 2. Ordnung

  • 2f Integrationskonstanten nötig ! ( jeweils zweifaches Integrieren). ( Anfangsbedingungen).
  • Also existieren auch 2f Integrale der Bewegung

Falls alle 2f Integrale der Bewegung bekannt wären:



So wäre das Problem vollständig gelöst:



Also ist es das Ziel, möglichst viele Integrale der Bewegung zu finden.

Beispiel: Zweikörperproblem

2 Massen, m1 und m2 unter dem Einfluss Ihrer inneren Wechselwirkung: V(|r1-r2|) ( Zentralpotenzial).

Beispiel: Sonne / Erde unter Gravitationswechselwirkung

Zahl der Freiheitsgrade: f=6

Also: es muessten 12 Integrale der Bewegung existieren

Erhaltungssätze

  1. V(|r1-r2|) ist translationsinvariant.

Somit ist der Impuls: =konstant

Der Schwerpunkt: bewegt sich gleichförmig und geradlinig.

Dies folgt aus:


M:=m1 + m2

Somit sind 6 Integrationskonstanten gefunden:


  1. V(|r1-r2|) ist rotationsinvariant:

Damit ist der Drehimpuls


Es sind drei weitere Integrationskonstanten gefunden.

  1. Die zeitliche Translationsinvarianz bei konservativer Kraft:



Eine Integrationskonstante E

Insgesamt sind 10 Integrale der Bewegung gefunden. Es bleiben nur 2 Integrationskonstanten, nämlich der Nullpunkt der Zeit- und Winkelskala. Diese ergeben sich aus den ANfangsbedingungen.

Impuls- und Drehimpulserhaltung

Lagrange- Formulierung:



Verallgeminerte Koordinaten: Schwerpunktskoordinaten:


Schwerpunktskoordinate


Relativkoordinate

Die Umkehrung liefert dann die gesuchten Größen:



Dabei bezeichnet


den Abstand und


die relative Masse



ist zyklische Koordinate: mit k= x,y,z



Verwende das Schwerpunktsystem als Inertialsystem:

o.B.d.A:


Damit ergibt sich die vereinfachte Lagrangegleichung



mit:



Der Drehimpuls berechnet sich gemäß:


(Rotationsinvarianz)

Somit folgt aber auch (zyklische Vertauschbarkeit):



Beide, Radiusvektor und Geschwindigkeitsvektor liegen in der Ebene senkrecht zu ( Im Schwerpunktsystem).

Übergang zu Polarkoordinaten. Wir legen das Koordinatensystem so, dass der Drehimpuls parallel zur z- Achse zeigt:



Somit:



Nun wählen wir neue verallgemeinerte Koordinaten statt x,y :



ist zyklische Koordinate:


Hier: l = lz, da lx = ly =0

Also:


Flächensatz: 2. keplersches Gesetz

Geometrische Interpretation von

Radiusvektor überstreicht in gleichen Zeiten gleiche Flächen.

Das heißt: Die Flächengeschwindigkei ist konstant:


Für die Fläche gilt:



Dabei gilt die rechtsseitige Näherung für sehr kleine Änderungen in Radiusvektor und Winkel. Bleibt richtig für infinitesimale Betrachtung:



Energieerhaltung und Bahngleichung

Bestimmen wir die Lagranggleichung 2. Art für den radius r:




Somit gilt:



Mit der Zentrifugalkraft


Die Zeitableitung des Winkels können wir eliminieren durch die Bewegungskonstante l:




  1. Integral: Trick: Wir müssen die Gleichung auf zeitliche Änderung bringen. Zu diesem zweck multiplizieren wir alles mit



Somit können wir Integration über die zeit ausführen und es ergibt sich:


Energieerhaltung mit


Andere Interpretation

Die Bewegung der beiden Körper ist ebenfalls als eindimensionale Bewegung in einem effektiven

Radialpotenzial



Dabei wird als Zentrifugalbarriere bezeichnet.

Es ergibt sich:


Somit:



Integration liefert:



Es sind somit t( r) und r( t) berechenbar.

Der Winkel folgt dann aus:


durch Einsetzen:



Es ergibt sich also: .

Die Bahngleichung wird gewonnen gemäß:



Es folgt:



Daraus erhält man als Bahngleichung bzw. .

Die Bahngleichung.

Planetenbewegung und Keplersche Gesetze

Betrachten wir speziell das Gravitationspotenzial als Wechselwirkung:


mit


Somit ergibt sich ein effektives Radialpotenzial gemäß



ALs Grenzwert folgt:



Differenziation findet ein Minimum:



Wegen


ist eine Bewegung nur für möglich. Also muss


Es gilt:


Bahnen sind geschlossen ( Ellipse, Spezialfall: Kreis)


Bahnen sind offen. ( Hyperbeln)

Wir werden sehen, dass für E=0 eine Parabelbahn folgt.

Das Potenzial hat die folgende Gestalt:

Für


Sind die Umkehrpunkte durch


bestimmt ( quadratisch Gleichung in r mit zwei Lösungen):



Für E>0 gibt es nur noch eine Lösung für r, die positiv und damit physikalisch sinnvoll ist.

Aus

gewinnt man den inneren Umkehrpunkt:

Die Bahngleichung kann nun explizit berechnet werden:



Dieses Integral ist nicht leicht zu berechnen, jedoch lediglich ein mathematisches Problem. Es gelingt mit einer geschickten Substitution:

Zunächst soll der Ausdruck unter der Wurzel quadratisch ergänzt werden:



mit



Dabei gilt:



Substitution:



Somit folgt:



Also in Summary:



Eine der Integrationskonstanten,


oder kann frei eingesetzt werden.

Wir wählen den Winkel willkürlich:

Mit der vereinfachenden Wahl von



ergibt sich:



Wesentlich ist unsere Bahngleichung:



Dies ist nämlich, wie jedem Mathematiker bekannt ist, die Gleichung eines Kegelschnitts in Polarkoordinaten:



Für da zweidimensionale Problem ist die Umrechnung auf kartesische Korodinaten sehr einfach:

Dies ist nämlich, wie jedem Mathematiker bekannt ist, die Gleichung eines Kegelschnitts in Polarkoordinaten:



Für folgt:




Dies kann vereinfacht werden zu:



mit der Exzentrizität



Dies ist die Gleichung einer Ellipse mit einem Brennpunkt im Ursprung.

Die Hauptachsen lauten:



Die relative Exzentrizität:



e, die absolute Exzentrizität ist der absolute Abstand zwischen Mittelpunkt der Ellipse und einem Brennpunkt.

Keplersches Gesetz

Folgt also aus der Bewegungsgleichung mit Gravitationspotenzial bei negativen Energien:

Die Planetenbahnen sind Ellipsen, in deren einen Brennpunkt die Sonne steht.

Keplersches Gesetz

T²~a³

Beweis:

Für die Fläche einer Ellipse gilt:



Wenn wir das zweite Keplersche Gesetz verwenden ( Flächensatz), so gilt:



Es ergibt sich der folgende Zusammenhang mit der Umlaufzeit:



Aus der Herleitung des ersten Keplerschen Gesetzes ist bekannt:



Die zweiten Potenzen der Umlaufdauer sind somit nicht exakt proportional zur dritten Potenz der großen Halbachsen, da auch die Masse des Planeten noch eingeht:



Falls die Planeten jedoch deutlich leichter sind als die Zentralgestirne, so gilt:



Leitet man dies aus dem Kraftansatz ab, so steckt der Fehler der Vernachlässigung der Planetenmasse in der Annahme einer kreisförmigen Bewegung um das Zentralgestirn. Das Ergebnis ist ebenso fehlerbelastet.